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Wenn Mitarbeitende Stopp sagen

Wenn Mitarbeitende Stopp sagen

Als die Mitarbeitenden der Azienda Elettrica Ticinese eines Tages und in luftiger Höhe Stopp sagten, kümmerte sich die Geschäftsleitung sofort um eine Massnahme. Das Resultat: Die Arbeit ist heute nicht nur sicherer, sie ist auch bequemer und geht deutlich schneller.

Mit ihren 570 Metern Länge überwinden sie 341 Meter Höhendifferenz, an den steilsten Stellen beträgt ihre Steigung atemberaubende 160 Prozent. Den Atem raubt einem das spätestens dann, wenn man mit der steilsten Standseilbahn der Schweiz an der Seite in die Höhe gezogen wird.

Die Rede ist von den drei Druckleitungen, durch die Wasser von der Bergkante in die Tiefe stürzt und in der Centrale Piottino in Lavorgo TI, einem Kraftwerk der Azienda Elettrica Ticinese (AET), drei Turbinen antreibt.

Gefährliche Instandhaltung

Diese Hochdruckrohrleitungen bestehen aus Flussstahl und haben im Schnitt einen Durchmesser von 1,43 Metern. An jeweils drei Dehnfugen, sogenannten Expansionen, sind die Rohre verschraubt. Diese Expansionen müssen regelmässig überprüft werden.

In der Vergangenheit lief das so ab: Die Mitarbeitenden erreichten mit der Standseilbahn den entsprechenden Standort. Sie stiegen auf ein kleines Holzplateau um und sicherten sich an einem Anschlagpunkt im Fels mit ihrer Absturzsicherung. Dann kletterten sie um die Rohre, stets bedacht, nicht auf den Leitungen selbst zu stehen. «Diese sind nicht nur rutschig, sondern auch sehr dünn und könnten leicht beschädigt werden», sagt Massimo Perosa, Leiter Tief- und Hochbau der AET. «Während diesen Arbeiten war das Seil der Absturzsicherung oft zu schlaff, was bei einem Absturz zu gefährlichen Pendelbewegungen geführt hätte.» Einen Unfall gab es zwar nie, doch die Gefahr war hoch.

Das erkannten die Mitarbeitenden und bei einem Sicherheitsgespräch sagten sie: «Stopp!» In solchen Fragen werden sie eng einbezogen, sie kennen die Gefahren im Einsatz am besten. Und da sie der Sicherheitsbeauftragte Alberto Ragni stets gut sensibilisiert, können sie diese Gefahren richtig einschätzen. «In regelmässigen Mini-Audits beantworten sie Fragen zur Sicherheit. So kam auch dieses Thema auf den Tisch», erzählt Ragni. Er trug die Botschaft zur Geschäftsleitung, die Massimo Perosa bat, eine bauliche Massnahme auszuarbeiten.

Sicherer, bequemer und schneller

Perosa plante genau angepasste Stahlplattformen um die Expansionen. Sie bieten einen guten Stand und ein einfaches Bewegen, dazu kommen Geländer und Anschlagpunkte sowie eine Treppe inklusive Handlauf, die direkt von der Standseilbahn auf die Plattform führt. Diese Konstruktionen wurden vorbereitet, mit einem Helikopter angeflogen und unter hoher Präzision montiert, ohne die Rohre zu beschädigen.

Heute arbeiten die Angestellten dort oben nicht nur sicherer, sondern auch bequemer und deutlich schneller. Das gesamte Projekt, vom Mini-Audit bis zur Montage der Plattformen, kostete rund 150 000 Schweizer Franken. Verglichen mit dem Leid und den Kosten eines einzigen so verhinderten Unfalls, ist das wenig Geld. «Und es ist die praktische Umsetzung unserer Sicherheitskultur: Stopp sagen, Gefahr beheben und erst dann weiterarbeiten», sagt Perosa.

Text: Stefan Kühnis // Bild: Philipp Schmidli

 

«Stopp bei Gefahr»

Die meisten tödlichen Arbeitsunfälle in der Schweiz sind Abstürze, gefolgt von Instandhaltungsarbeiten. Deshalb: Halten Sie sich an die lebenswichtigen Regeln der Suva und sagen Sie Stopp bei Gefahr.

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